In unserer dreiteiligen Serie möchten wir das Thema Provisionen im Affiliate Marketing aufarbeiten.
Teil 1 stellte verbreitete Provisionsmodelle mit deren Vor- und Nachteilen vor und verriet im Anschluss 5 Tipps für Betreiber von Affiliate Programmen. Mit Teil 2 steigen wir nun etwas tiefer in vielschichtige Provisionsmodelle ein und stellen einige Branchenbesonderheiten vor.
Basket-Tracking
Da viele Publisher mit ihrer Werbeleistung oft in Vorleistung gehen, sollten Advertiser versuchen, das Provisionsmodell so fair wie möglich zu gestalten.
Dazu gehört auch, den Warenkorb genau zu betrachten und entsprechend zu vergüten. Dies ermöglicht die die Basket-Tracking Funktion, die bereits im ersten Teil der Serie vorgestellt wurde.
Beispiel: Die meisten Anbieter im Telko-Bereich, die sowohl Handytarife als auch Smartphones anbieten, vergüten beide Produkte separat. Dies kann dann zum Beispiel eine prozentuale Vergütung des Tarifs, basierend auf dem Tarif-Warenkorbwert (Gesamtkosten der Vertragslaufzeit), und eine fixe Vergütung für das Gerät sein, oder auch umgekehrt.
Für bestimmte, herausragende Bewerbungen werden meist Absprachen zwischen Advertiser und Publisher bezüglich der Provision getroffen, und für den Bewerbungszeitraum eine Provisionserhöhung oder ein WKZ (Werbekostenzuschuss) vereinbart.
Unterscheidung zwischen Werbeformen
Einige Advertiser unterscheiden jedoch gleich im Vorneherein zwischen verschiedenen Werbeformen.
Wildborn zum Beispiel, ein Kunde der xpose360, bietet seinen Publishern höhere Sonderkonditionen an und kommuniziert diese in der Programmbeschreibung, sodass Publisher ihre Verdienstmöglichkeiten direkt einschätzen können. Die Sonderkonditionen können Publisher entweder durch Exklusivität (kein weiterer Hundefutter-Shop wird beworben) oder Platzierungen von Wildborn auf der Startseite, im Newsletter oder auf Social Media Kanälen erhalten.
Sowohl digitalo.de als auch notebooksbilliger.de unterscheiden zwischen aktiver und passiver Bewerbung. Bei „aktiver“ Bewerbung erhalten Publisher, die themenaffine Inhalte bieten und beratend Produkte explizit anbieten, eine entsprechend höhere Provision.
Lifetime-Provision
Vielen Advertisern sind Neukunden besonders viel wert. Entsprechend können Programmbetreiber zum Beispiel eine höhere Provision an den Publisher zahlen, wenn er einen Neukunden statt eines Bestandskunden vermittelt hat. Dies lässt sich beispielsweise über die (Neu-)Anmeldung im Onlineshop herausfinden.
Besonders wertvoll sind vor allem die Neukunden, die zu Bestandskunden werden. Surft dieser allerdings nicht zufällig wieder auf dieser Publisher-Seite, hat der Publisher nichts davon. Er wurde nur für seine erste Vermittlung bezahlt.
Um genau diese Vermittlungen des Publishers besonders zu honorieren, können sogenannte Lifetime-Provisionen eingerichtet werden. Der Publisher wird dabei nicht nur für den einmaligen Kauf des Kunden, sondern auch für die weiteren Einkäufe im Onlineshop vergütet. Für den Publisher sind Lifetime-Provisionen natürlich sehr attraktiv – und als Programmbetreiber kann dadurch oft ein USP geschaffen werden.
Branche: Glücksspiel und Gaming
Lifetime-Provisionen sind besonders in der Glücksspiel- und Gaming-Branche sowie auch in der Finanzbranche verbreitet, womit wir bei der ersten Branchenbesonderheit sind.
Hier ein Beispiel von Lottohelden:
Registriert sich ein vermittelter Neukunde, erhält der Publisher für durch diesen generierte Umsätze weiterhin eine anteilige Provision.
Beim Online-Game-Portal bigpoint erhalten Publisher eine Lead Provision für jeden neuen Spieler sowie als Lifetime Provision 20 % des Umsatzes (beim Kauf virtueller Güter oder einer Premium-Mitgliedschaft).
Branche: Finance
Besonders hohe Provisionen lassen sich oftmals im Finance–Bereich erzielen.
Durchschnittliche Provisionen für eine Kontoeröffnung liegen bei ca. 50 €, für einen Kreditabschluss bis zu knapp 200 € und für eine Kreditkarte von 30 € bis 200 €.
Als Beispiel hier das Provisionsmodell von ING-DiBa:
Branche: Internet, Hosting und Domains
Ebenfalls sehr hoch sind die Provisionen meist im Bereich Internet, Hosting und Domains.
Beim Internetprovider Host Europe sind Provisionen von bis zu 400 € pro Sale möglich, die Gameserver Firma gamed!de zahlt 50 % des Umsatzes und dem Internetversorger M-net ist eine Vermittlung von Geschäftskunden sogar bis zu 450 € wert.
Branche: Partnervermittlung und Dating
Advertiser im Bereich Partnervermittlung und Dating-Plattformen sind teilweise sehr kreativ bei der Festlegung ihrer Provisionsmodelle.
LoveScout24 unterscheidet in der Lead Provision nach Geschlecht: für die Registrierung eines Mannes winken bis zu 4 € pro Lead, für die Registrierung einer Frau bis zu 5 €.
Bei eDarling wird nach Alter gestaffelt:
Weitere Branchen
Abschließend geben wir hier kurz und knapp einen Überblick über die Provisionshöhen unterschiedlicher, bisher noch nicht genannter Branchen.
Eines der für Advertiser wichtigsten Kriterien beim Erstellen des Provisionsmodells ist die eigene Marge, die bei jedem Händler unterschiedlich hoch ist.
Allein im Retail-Bereich sind die Margen-Unterschiede je nach Branche und Produkt teilweise sehr groß, was auch entsprechend an der Provisionshöhe erkennbar ist.
Hier einige Beispiele für durchschnittliche Provisionshöhen bei Retail-Partnerprogrammen:
- Elektronik: < 1 % – 4 %
- Mode: 9 % – 15 %
- Blumen: 15 % – 22 %
- Erotik: 20 % – 30 %
Telko- bzw. Tarifanbieter zahlen je nach Vertragslaufzeit und Tarifdetails zwischen 5 € und 50 € Provision für einen vermittelten Tarif.
Advertiser aus dem Travel-Bereich unterscheiden in der Provision meist je nach dem, was der Kunde gebucht hat.
Bei einer Flugbuchung erhalten Publisher meist ca. 1,5 % oder zwischen 6 € und 10 € Provision, für eine Hotelbuchung zwischen 6 % und 10 % und für Pauschalreisen ca. 5 % oder ca. 60 €.
Im Dienstleistungssektor sind Provisionen von ca. 20 % – 40 % üblich, zum Beispiel in den Bereichen E-Learning, Kurse und Beratung.
Bei Lead-Generierungskampagnen wie Gewinnspielen, kleinen Umfragen und Produkttests erhalten Publisher meist zwischen 1 € und 3 € pro Lead.
Die Provision ist auf der einen Seite für Publisher eines der wichtigsten Kriterien eines Partnerprogramms. Hier kann sich ein Vergleich zwischen ähnlichen Programmen lohnen. Aber nicht immer bedeutet eine höhere Provision auch gleich höheren Gewinn für den Publisher, sodass man am besten testen und danach vergleichen sollte.
Auf der anderen Seite sind die Provisionen für den Advertiser ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Partnerprogramms. Daher lohnt es sich, ausreichend Überlegungen in das Provisionsmodell zu investieren.
Wir freuen uns, wenn dieser Artikel einen Einblick in unterschiedlichste Provisionsmodelle verschiedener Branchen und dadurch neue Ideen und Inspirationen geben konnte.
Im dritten Teil der Serie werden wir das Thema Customer Journey Tracking diskutieren.
Markus Kellermann ist bereits seit 1999 im Online-Marketing tätig und Geschäftsführender Gesellschafter der Digital-Marketing-Agentur xpose360 GmbH mit Sitz in Augsburg. Als Autor hat Markus Kellermann bereits eine Vielzahl von Artikeln in Fachmagazinen publiziert. Zudem organisiert er mit der Affiliate Conference und dem Affiliate Innovation Day zwei der bedeutendsten Affiliate-Veranstaltungen und betreibt neben dem Affiliate-Portal affiliateBLOG.de auch den Podcast Affiliate MusixX.