Leichte Sprache ist eine besondere Form des Deutschen, die klare Regeln und Prinzipien für eine verständliche Kommunikation festlegt. Sie dient nicht nur der Inklusion, sondern erfüllt auch eine wichtige Funktion bei der Schaffung von Barrierefreiheit im Internet. Doch warum ist sie auf Websites und damit im Content–Marketing so entscheidend? Und wie wirkt sich ihre Umsetzung auf SEO aus? Im folgenden Blogartikel erfährst Du, wie Du mit Leichter Sprache erfolgreich eine Brücke zwischen digitaler Barrierefreiheit und SEO-Performance schlagen kannst.
Warum ist Leichte Sprache auf Websites wichtig?
Die Verwendung von Leichter Sprache auf Websites unterstützt die Schaffung einer inklusiven Gesellschaft und wird deshalb immer wichtiger. Die Kommunikation ist damit zugänglicher und fördert gleichzeitig soziale Integration von verschiedenen Zielgruppen, die sonst häufig übersehen werden.
So finden Menschen mit Lernschwierigkeiten, geistigen Beeinträchtigungen oder geringen Deutschkenntnissen in Leichter Sprache besser verständliche Informationen, die ihre aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben fördern. Auch Menschen mit Demenzerkrankungen können profitieren, da ein vereinfachtes Deutsch Informationen besser verständlich macht und die Kommunikation so aufrechterhält. Personen mit Aphasie (neurale Sprachstörung) oder funktionalem Analphabetismus (Zusammenhänge der Wörter/Sätze werden nicht verstanden) können mit dieser Form der deutschen Sprache ebenfalls besser inkludiert werden.
Digitale Barrierefreiheit in Form von Leichter Sprache ist insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass mindestens 6,2 Mio. Erwachsene in Deutschland (LEO-Studie 2018) mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben zu kämpfen haben. Für mehr als 50 % davon ist Deutsch die Herkunftssprache.
Leichte Sprache umsetzen: die Grundprinzipien
Für dieses Deutsch gibt es ebenfalls ein festes Regelwerk, sprich eine Grammatik, der es zu folgen gilt. In folgendem Abschnitt haben wir Dir einige der Grundprinzipien herausgesucht, die Dir dabei helfen, Leichte Sprache besser zu verstehen und anschließend umzusetzen.
Einfache Wörter & kurze Sätze
In der Umsetzung von Leichter Sprache ist es entscheidend, einfache Wörter und kurze Sätze zu verwenden. Dies erleichtert die Verständlichkeit erheblich und sorgt dafür, dass Informationen besser zugänglich sind. Kann auf ein komplexes Wort, beispielsweise einen Fachbegriff, nicht verzichtet werden, muss dieser immer erklärt werden.
Aktive Sprachform & simple Grammatik
Die Verwendung der aktiven Sprachform und eine verständliche Grammatik sind grundlegende Prinzipien der Leichten Sprache. Das liegt daran, dass aktive Sätze, in denen das Subjekt die Handlung ausführt, oft klarer und direkter sind. Die Vermeidung komplexer Grammatikstrukturen trägt dazu bei, Missverständnisse zu reduzieren und die Kommunikation zugänglicher zu gestalten. So werden Texte in Leichter Sprache in der Regel im Präsens verfasst und beinhalten maximal einen Nebensatz. Auch der Genitiv fällt beispielsweise komplett weg.
Ein Beispiel mit einfachen Wörtern, kurzen Sätzen und leichter Grammatik kann so aussehen:
Standard-Deutsch:
„Die Verbesserung der Sichtbarkeit einer Website in den Suchergebnissen wird durch SEO erreicht.“
Leichte Sprache:
„SEO ist wichtig. Damit eine Internetseite in der Suche besser gesehen wird. SEO wird ʼEs-eh-ohʼ ausgesprochen.“
Verwendung von Beispielen & Vermeidung von Fremdwörtern
Möchtest Du Leichte Sprache nutzen, solltest Du stets Beispiele verwenden, um abstrakte Konzepte zu verdeutlichen. Dies macht die Informationen anschaulicher und leichter nachvollziehbar. Gleichzeitig ist es wichtig, Fremdwörter komplett zu vermeiden oder sie durch gängige Alternativen zu ersetzen, da sie für die betroffenen Zielgruppen oft Hürden in der Verständlichkeit darstellen. Gerade im Bereich Digital-Marketing gibt es einige Fremdwörter, die tagtäglich benutzt, aber nicht von allen Leser:innen verstanden werden. Verfasst Du einen Text in Leichter Sprache, solltest Du deshalb beispielsweise nicht einfach den Begriff „B2C“ verwenden, sondern diesen auch erklären:
„Diese Firma konzentriert sich auf B2C.
B2C bedeutet, dass die Firma Produkte an einzelne Personen verkauft.“
Strukturierte Gliederung von Texten
Die strukturierte Gliederung von Texten ist nicht nur ein bewährter Ansatz aus dem SEO, sondern auch ein weiteres Schlüsselprinzip in der Umsetzung von Leichter Sprache. Informationen sollten in klaren Abschnitten organisiert sein, um die Orientierung zu erleichtern. Überschriften und Aufzählungen können dazu beitragen, den Text übersichtlicher zu gestalten und die Informationen in leicht verdauliche Portionen aufzuteilen. Nutze bei Deinem Content neben der H1- auch ausreichend H2 und H3-Überschriften. Aufzählungen als Bullet Points bieten sich ebenfalls an.
Ist Leichte Sprache im Content-Marketing sinnvoll?
Wir sagen: Ja! Mehr als eine ethische Verpflichtung gegenüber anderen Menschen, eröffnet es Dir auch verschiedene Möglichkeiten, Deine Inhalte sowohl barrierefrei als auch ansprechend darzustellen.
Hier einige Punkte, die Du diesbezüglich bedenken solltest:
Positionieren durch Inklusion
Leichte Sprache ermöglicht es Dir und Deinem Unternehmen, Euch inklusiv zu positionieren. Durch die Berücksichtigung von Menschen mit Lernschwierigkeiten, geistigen Beeinträchtigungen und den anderen, bereits genannten Zielgruppen, übernehmt ihr soziale Verantwortung auf digitaler Ebene.
Erschließen neuer Zielgruppen
Die Verwendung von Leichter Sprache erweitert das Potenzial, neue Zielgruppen anzusprechen. Menschen, die Schwierigkeiten haben, komplexe Inhalte zu verstehen und durch das Fehlen von Alternativen leider häufig ausgeschlossen werden, können so besser erreicht werden. Laut Schätzungen der EU handelt es sich hierbei um mindestens 87 Millionen Menschen, das ist jede:r fünfte:r Europäer:in.
Google-User:innen suchen in vereinfachter Sprache
Auch in Hinblick auf SEO können Texte in Leichter Sprache von Vorteil sein. Viele Nutzer:innen verwenden bei Suchanfragen auf Google und Co. klare Begriffe und vereinfachte Satzstrukturen. Durch entsprechende Inhalte, die diese Ausdrucksweise widerspiegeln, kann Dein Unternehmen in den Suchergebnissen besser gefunden werden.
UX: Alle User:innen profitieren von leichtverständlichen Inhalten
User–Experience ist ein zentraler Aspekt im Digital–Content–Marketing. Leicht verständliche Inhalte verbessern die UX für uns alle, nicht nur für Menschen mit speziellen Bedürfnissen. Finden sich die Besucher:innen auf Deiner Website intuitiv zurecht, kann dies die Bindung an Deine Marke und damit die Conversion–Rate erhöhen. Gleichzeitig wirkt sich eine hohe Nutzungsfreundlichkeit positiv auf Google-Rankings aus.
Teilhabegesetz der EU: Digitale Inhalte müssen bis 2025 barrierefrei sein
Ein rechtlicher Faktor, den Du nicht aus den Augen verlieren solltest, ist der sogenannte European Accessibility Act (EAA). Diese EU-Richtlinie für digitale Barrierefreiheit tritt im Juli 2025 in Kraft und gibt vor, dass alle Website-Betreiber:innen und Online-Händler:innen ihre Plattformen zugänglich gestalten müssen. Einzig Kleinunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden und Unternehmen mit weniger als 2 Mio. Euro Umsatz im Jahr sind von dem Gesetz ausgenommen.
Die folgenden Kriterien müssen dabei beispielsweise erfüllt werden:
- Lesbarer Text (auch für Screenreader) und ausreichend Kontraste im Design
- Bilder mit ALT-Texten beziehungsweise Bildbeschreibungen
- Alternative Darstellung der Website ohne visuelle Elemente
- Navigation per Tastatur möglich (keine Maus notwendig)
- Barrierefreie Formulare
- Informationen oder Funktionen sind nicht ausschließlich farblich markiert (z. B. unterstrichene Links)
Da es sich bei diesen Faktoren um tiefgreifende Veränderungen handeln kann, lohnt es sich also, so früh wie möglich mit der Umsetzung von Leichter Sprache und digitaler Barrierefreiheit zu beginnen.
Möglicherweise fragst Du Dich aber jetzt, wie sich die zweifache Ausführung von Texten (Standard-Deutsch und Leichte Sprache) aufs SEO auswirkt. Schließlich handelt es sich hierbei strenggenommen um Duplicate-Content, oder?
SEO & Leichte Sprache: Duplicate-Content vermeiden
SEO und die Anwendung von Leichter Sprache auf Websites gehen Hand in Hand, insbesondere wenn es darum geht, Inhalte beispielsweise für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder geringer Lesekompetenz zugänglich zu machen. Es ist von großer Bedeutung, dass Informationen für diese und weitere Zielgruppen verständlich sind. Allerdings solltest Du bei der Implementierung von Leichter Sprache auf verschiedenen Unterseiten derselben Website aufpassen, um nicht in die Falle des Duplicate-Contents zu tappen.
Der Begriff „Duplicate-Content“ bezieht sich auf identische oder sehr ähnliche Inhalte, die auf mehreren Seiten einer Website vorkommen. Suchmaschinen wie Google bewerten dies eher negativ, da es ihre Fähigkeit beeinträchtigen könnte, die relevanteste Page für bestimmte Suchanfragen herauszufiltern.
Herausforderung Duplicate-Content
Die Herausforderung des Duplicate–Contents tritt oft auf, wenn Leichte Sprache eingeführt wird. Das kann beispielsweise daran liegen, dass der Inhalt zwar gleich bleibt, aber in verschiedenen sprachlichen Formulierungen präsentiert wird. Suchmaschinen stehen dann vor der Schwierigkeit zu entscheiden, welche Version der Seite sie bevorzugen sollen. Das kann zu einer schlechteren Platzierung in den SERPs führen. In der Vergangenheit hatten Webseitenbetreiber:innen deshalb oft Bedenken, dass die Verwendung von Leichter Sprache sich negativ auf die SEO-Leistung auswirken könnte.
Lösungsansätze: Canonical-Tag & hreflang-easy-Attribute
Um Probleme mit Duplicate-Content zu bewältigen, gibt es verschiedene Lösungsansätze. Eine bewährte Methode ist die Verwendung von sogenannten “Canonical-Tags“ oder “rel=canonical“. Hierbei platziert man auf der Seite mit Leichter Sprache ein spezielles HTML-Tag, das auf die originale Quellseite verweist. Dies teilt den Suchmaschinen mit, dass die ursprüngliche Seite bevorzugt, und die Leichte-Sprache-Version nicht als identischer Inhalt betrachtet werden soll.
Eine andere Möglichkeit, Duplicate-Content-Probleme in Bezug auf Leichte Sprache anzugehen, ist die Verwendung des „hreflang“-Attributs. Dieses Attribut wird innerhalb von Link-Tags genutzt, um den Suchmaschinen mitzuteilen, dass es sich bei der verlinkten Seite um eine Ausführung in Leichter Sprache handelt. Für Leichte Sprache kann das hreflang-easy-Attribut in Kombination mit der Originalversion (in Standardsprache) genutzt werden. Auf der Leichte-Sprache-Seite wird dann ein Link mit dem entsprechenden „hreflang-easy“-Attribut zur Originalversion gesetzt. Dies verdeutlicht den Suchmaschinen, dass beide Seiten alternative Versionen sind und nicht als identischer Inhalt gewertet werden sollen.
<link hreflang=’de-easy‘ href=’https://www.example.com/deutsch-easy/‘ />
Auswirkung von Leichter Sprache auf das Suchmaschinenranking
Die Nutzung von Leichter Sprache und die Anwendung einer der oben erwähnten Lösungen gegen Duplicate–Content können einen positiven Effekt auf das Ranking in Suchmaschinen haben. Wenn Website-Betreiber:innen barrierefreie Inhalte bereitstellen, verbessert sich die Benutzerfreundlichkeit, was wiederum die Erfahrung der Nutzer:innen positiv beeinflusst. Suchmaschinen wie Google berücksichtigen die Nutzererfahrung immer stärker bei der Bewertung von Webseiten. Daher können barrierefreie Inhalte als positives Signal gewertet werden. Darüber hinaus können verständliche Inhalte dafür sorgen, dass User:innen länger auf der Seite bleiben, wodurch wiederum die Absprungrate sinkt.
Fazit: Die Bedeutung von Leichter Sprache für Barrierefreiheit und SEO
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Einbindung von Leichter Sprache auf Webseiten ist ein bedeutsamer Schritt in Richtung digitaler Barrierefreiheit und Inklusion. Durch die Vermeidung von Duplicate–Content und die gleichzeitige Aufrechterhaltung der SEO-Performance – etwa durch Canonical–ags oder das „hreflang-easy“-Attribut – kannst Du das Beste aus beiden Welten herausholen.
Digitale Barrierefreiheit, SEO und Content–Marketing schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr. Diese Kombination kann zu einer besseren UX führen, die von Suchmaschinen positiv erkannt wird. Indem wir barrierefreie Inhalte anbieten, schaffen wir nicht nur eine zugänglichere Plattform beispielsweise für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Demenz oder geringer Lesekompetenz, sondern steigern auch die allgemeine UX. Diese verbesserte Nutzererfahrung wird von modernen Suchmaschinen wie Google immer stärker gewichtet und kann sich positiv auf das Ranking auswirken.